Wenn es um die Planung eines Sabbatjahres geht, steht auf jeder Checkliste dieser Punkt: Den Chef vom Vorhaben überzeugen. So weit, so gut – doch wie genau funktioniert das eigentlich? In diesem Beitrag wollen wir Ihnen zehn ganz konkrete Argumente und Formulierungsbeispiele an die Hand geben, die Ihnen dabei behilflich sind, das entscheidende Gespräch mit dem Arbeitgeber erfolgreich zu bewältigen.
Den Chef richtig einschätzen
Eines gleich vorweg: Sich unvorbereitet in das Gespräch mit dem Vorgesetzten „hineinstürzten“, ist die denkbar schlechteste Herangehensweise. Wenn Sie Ihren Chef vom Sabbatjahr überzeugen wollen, brauchen Sie eine gute Strategie, die nicht zuletzt genau auf Ihren Arbeitgeber abgestimmt sein sollte. Bringen Sie dafür beispielsweise in Erfahrung,
- wie Ihr Chef Auszeiten im Allgemeinen gegenübersteht
- wie Ihr Chef alternativen Arbeitsmodellen gegenübersteht
- wie wichtig Ihrem Chef regelmäßige Pausen sind
Eine solche Einschätzung bildet die Basis für Ihre Strategie und sollte daher nicht zwischen Tür und Angel erfolgen. Lassen Sie sich Zeit und sammeln Sie so viele Eindrücke wie möglich. Jeder einzelne wird Ihnen dabei behilflich sein, das Gespräch mit dem Vorgesetzten zu meistern.
Zusatz-Tipp: Nicht nur ein vorausgehende Einschätzung des Chefs kann über Erfolg oder Misserfolg des Gesprächs entscheiden. Einen sehr großen Einfluss hat auch der Zeitpunkt. Es dürfte klar sein, dass Sie Ihren Chef nicht um eine Auszeit beten sollten, wenn dieser gerade extrem gestresst ist oder ein riesiges Projekt ins Haus steht, in das Sie involviert werden sollen. Grundsätzlich ist der richtige Zeitpunkt dann, wenn sowohl der Chef als auch die Auftragslage entspannt ist.
10 gute Argumente, die für ein Sabbatjahr sprechen
Kommen wir nun zu den konkreten Argumenten für ein Sabbatjahr, die Ihnen beim Gespräch mit dem Chef behilflich sein können. Natürlich ist es nicht Sinn und Zweck, alle hier vorgestellten Aspekte einfach herunter zu beten. Ihre Aufgabe ist es, sich die Punkte herauszupicken, die auch wirklich auf Sie und Ihr Sabbatjahr zutreffen. Jede Auszeit ist anders und individuell. Das sollte beim Gespräch mit dem Chef unbedingt beachtet werden.
Argument #1: „Das Sabbatjahr gibt mir die Möglichkeit, mich umfassend auszuruhen und mit frischen Kräften zurückzukehren.“
Es ist keine Schande, zuzugeben, dass man eine Pause braucht, die über die üblichen 14 Tage Sommerurlaub hinausgehen. Ein Sabbatjahr ist die beste Gelegenheit, um die Akkus aufzuladen und im Anschluss mit noch mehr Energie wieder durchzustarten. Ihrem Chef dürfte klar sein, dass nur ein ausgeruhter Mitarbeiter auch wirklich gute Leistungen erbringen kann.
Argument #2: „Ich möchte das Sabbatjahr als Burnout-Prävention nutzen.“
Noch vor wenigen Jahren wurde Burnout als „Modekrankheit“ belächelt. Inzwischen ist das Thema jedoch vollständig in der Arbeitswelt angekommen und wird von nahezu allen Unternehmen beachtet. Das wiederum bedeutet, dass es als gutes Argument für ein Sabbatjahr dienen kann – vorausgesetzt, Sie meinen es ernst. Wer Burnout einfach nur vors Loch schiebt, um sich eine längere Auszeit vom Job zu gönnen, wird mit großer Wahrscheinlichkeit auffliegen.
Argument #3: „Ich möchte die Auszeit nutzen, um mich weiterzubilden.“
Klingt erst einmal widersprüchlich, aber viele kehren dem Arbeitsplatz den Rücken zu, um sich in anderen Gebieten weiterzubilden. Wer hieran Interesse hat, kann das ruhig dem Chef mitteilen. Besonders erfreut wird dieser sein, wenn Sie beispielsweise durchblitzen lassen, Ihre Fremdsprachenkenntnisse zu vertiefen. Falls Sie auch während des Sabbatjahres Ihr fachliches Wissen erweitern wollen, bietet sich zum Beispiel das Modell Jobbatical an. Auch diese Möglichkeit, während der Auszeit im Ausland zu arbeiten, kann mit dem Chef besprochen werden.
Argument #4: „Das Sabbatjahr bietet sich gerade an, da das große Projekt XY bald abgeschlossen ist.“
In jedem Unternehmen gibt es Stoßzeiten, in der sich die Projekte gegenseitig die Klinke in die Hand geben – und Phasen, in denen es eher ruhiger zugeht. Es ist klar, dass sich ein Sabbatjahr in den Ruhephasen mehr anbietet als in den Stoßzeiten – erst recht, wenn ein großes Projekt gerade erst abgeschlossen wurde und ein neues noch nicht gleich in den Startlöchern steht. Hier gilt ganz klar: Achten Sie auf das richtige Timing und überlassen Sie nichts dem Zufall.
Argument #5: „Das Sabbatjahr ist eine tolle Werbung für unser Unternehmen.“
Es kann nie schaden, nicht nur persönliche Argumente, die für das Sabbatjahr sprechen, aufzuführen, sondern den Fokus auch auf den Arbeitgeber zu lenken. Wenn einem Mitarbeiter eine Auszeit vom Job genehmigt wurde, hat das natürlich eine hervorragende Auswirkung auf das Employer Branding des Unternehmens. Salopp formuliert kann man von guter Werbung oder PR sprechen. In der Tat wirkt sich die Genehmigung eines Sabbatjahres überaus positiv auf das Image eines Unternehmens aus. Vor allem Nachwuchskräfte, zu denen auch viele Young Professionals gehören, lassen sich von den Social Benefits, zu denen auch das Sabbatjahr gehört, anlocken.
Argument #6: „Ich möchte meine Auszeit nutzen, um mich sozial zu engagieren.“
Es ist immer gut, wenn Sie schon während des Gesprächs wissen, was Sie im Zuge Ihrer Auszeit machen wollen. Beschäftigungen, die ganz allgemein mit dem Begriff soziales Engagement zusammengefasst werden können, kommen oftmals besonders gut an. Egal ob Entwicklungshilfe oder Umweltschutz, Ausbau der Infrastruktur oder Sprachunterricht für Kinder – wer sich einbringen und „seinen Teil leisten“ will, erfährt in aller Regel Respekt und Anerkennung vom Chef und kann mit einer Genehmigung rechnen.
Argument #7: „Ich möchte bewusst mehr Zeit mit meiner Familie verbringen.“
Natürlich müssen Sie sich nicht zwangsläufig sozial engagieren, um den Vorgesetzten auf Ihre Seite zu holen. Auch das Privat- und Familienleben funktioniert hervorragend als Argument für ein Sabbatjahr. Arbeitgeber wollen zufriedene, motivierte und ausgeglichene Mitarbeiter, die bereit sind, viel zu leisten. Das wiederum funktioniert nur, wenn man ihnen entsprechende Anreize bietet – beispielsweise (mehr) Zeit mit der Familie.
Argument #8: „Das Sabbatjahr soll mir die Möglichkeit geben, meine beruflichen Ziele (neu) zu definieren.“
Wer dieses Argument im Gespräch mit dem Chef einbringen will, muss ein bisschen Fingerspitzengefühl haben. Denn schnell kann der Satz auch nach „Und wenn ich wiederkomme, lege ich Ihnen die Kündigung auf den Tisch.“ klingen. Ein solcher Tenor sorgt natürlich keinesfalls für Begeisterung beim Arbeitgeber. Vielmehr sollten Sie versuchen, zu unterstreichen, dass Sie nach beruflicher Weiterentwicklung streben und diesen Weg auch gern im aktuellen Unternehmen gehen wollen. Wer im alltäglichen Umfeld nie dazu kommen, über seine berufliche Zukunft nachzudenken, kann unter Umständen das Sabbatjahr dafür nutzen.
Argument #9: „Ich benötige einen Tapetenwechsel, um wieder kreativ sein zu können.“
Gerade in der Kreativ-Branche kennt man dieses Problem nur zu gut. Wenn ein Tag dem anderen gleicht, wird es ziemlich schwer, die Ideen sprudeln zu lassen. Was in diesem Fall wirklich helfen kann, ist ein Tapetenwechsel. Das Sabbatjahr ist eine hervorragende Möglichkeit, um den grauen Alltag hinter sich zu lassen und neue Inspirationsquellen anzuzapfen. Vom Input, den Sie aus dem Sabbatjahr mitbringen werden, wird letztendlich das gesamte Team (und auch Ihr Chef) profitieren.
Argument #10: „Ich habe nicht vor, das Unternehmen nach dem Sabbatjahr zu verlassen.“
Loyalität ist ein wichtiger Faktor, wenn es um die Vorteile vom Sabbatjahr für den Arbeitgeber geht. Wer seinem Angestellten ein Sabbatjahr ermöglicht, darf nicht von vornherein davon ausgehen, dass dieser dem Unternehmen nach der Auszeit den Rücken kehrt. Ganz im Gegenteil: Viele Arbeitnehmer sind Ihrem Arbeitgeber hinterher so dankbar, dass sie loyal hinter ihm stehen und sich langfristig an das Unternehmen binden lassen.
Es ist nicht immer leicht, den Chef von einem Sabbatjahr zu überzeugen, aber es ist auch keinesfalls ein Ding der Unmöglichkeit. Wenn Sie sich vorher eine gute Taktik überlegen und die passenden Argumente parat haben, steht der Auszeit vom Job kaum noch etwas im Wege.